Am Himmelfahrtstag ruft der Barbaraberg
Es ist ein beeindruckendes Schauspiel, wenn Pferde und Reiter vorbei an den Kreuzwegstationen die letzten Höhenmeter des Barbaraberges bewältigen. Eine Szenerie, die sich alljährlich an Christ-Himmelfahrt bei einem Sternritt wiederholt
Die Geschichte mit dem eigenen Pferd beginnt mit allen Sinnen. Fühlen, riechen, die ersten Annäherungsversuche, das erste Striegeln, der erste Ritt. Emily Ziegler, 11 Jahre jung, hat diese Schritte schon lange hinter sich. Schon als Kleinkind fühlte sie das Leben auf einem Pferderücken, bekam ein Gefühl von Vertrauen und Vertrautheit. Emily und ihrer Mary, ein Pferd der Rasse Tinker, ist schon eins mit ihrem Vierbeiner. Mit Leichtigkeit legte sie die 12 Kilometer vom Erlebnis-Bauernhof ihrer Eltern in Lämmershof zum Barbaraberg zurück. Sie wollte unbedingt beim traditionellen Sternritt des Reitclubs am Kulm dabei sein. Nun strahlt Emily, wie viele „Rossnarrische“, die an diesem wolkenverhangenen Himmelfahrtstag zum „heiligen Berg“ der Speinsharter aufbrachen.
Auf der Anhöhe erwartete die Reiter schon ein riesige Schar an Zaungästen. Der Sternritt lockt die Menschenmassen an. Dort, wo sonst die Wallfahrtstradition gepflegt wird, gab sich das „Pferdevolk“ beim 44. Sternritt ein Stelldichein. Wohin der Blick ging: Pferde und Zuschauermassen. 60 bis 70 Rösser mögen es gewesen sein, schätzten die Organisatoren. Besondere Hingucker: die Pferdekutsche der Familie Schreml aus Eschenbach und der Esterházy-Wagen von Ilse und Wolfgang Schuhmann aus Kirchenthumbach. Der Sternritt hat Anziehungskraft. Die Besucher genossen eine andere Dimension von Heimat. Lebendiges Brauchtum und gläubige Identität war zu spüren.
Ein Passion, die der Reitclub am Kulm fast schon ein halbes Jahrhundert erfolgreich pflegt. Ein Lebensgefühl, zudem auch ein feierlicher Gottesdienst gehörte. Zelebrant Pater Benedikt Schuster sprach von der verbindenden Beziehung von Mensch und Tier. Geprägt von der Sehnsucht nach einer friedlicheren Welt waren Hoffnung und Dank der vielen hundert Gläubigen hieß es: „Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinn und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz, in Meerestiefen hin“. Auch der Schlusssegen des Paters gehörte den „Zwei- und Vierbeinern“ gleichermaßen.
Musikalisch begleiteten die Kaibitzer Schlossbläser unter Leitung von Hornmeister Ely Eibisch die Festmesse. Auch dieses Gastspiel der Jagdhorn- und Parvorcehornbläser hat Tradition. Der Reitertag entwickelte sich danach zum zünftigen Feiertag. Nach einer Dankadresse an viele helfende Hände lud Club-Vorsitzende Renate Schupfner mit Blick auf das reiche Schmankerl-Angebot zum fröhlichen Feiern in luftiger Höhe ein.
26.5.2022 Robert Dotzauer